Gegenwärtig werden politische Auseinandersetzungen wieder verstärkt im Zeichen des Glaubens geführt. Anlass für einen Rückblick auf das Zeitalter der Reformation, jene Epoche, in der Christen – Katholiken, Lutheraner, Reformierte, Wiedertäufer – einander unversöhnlich gegenüberstanden. Der Versuch, den Glauben zu seinen Wurzeln zurückzuführen und die Macht der katholischen Kirche zu brechen, enthielt so viel Sprengkraft, dass nicht nur das Verhältnis des Menschen zu „seinem“ Gott neu definiert, sondern auch die bestehende weltliche Ordnung radikal in Frage gestellt wurde. 
1872 schrieb Strindberg „Magister Olof“, ein Stück über den „schwedischen Luther“ Olof Pederson. Er tat dies als Kind seiner Zeit, betrachtete diese Epoche durch die Brille des späten 19. Jahrhunderts. Wie in der Reformation gingen auch damals viele Glaubensgewissheiten in die Brüche; bei dem Versuch, sich neu zu orientieren, stieß der Dichter auf mehr Fragen als Antworten. „Was ist Wahrheit?“ sollte ursprünglich der Titel seines Jugendwerkes lauten. In Strindbergs Stück geht es um den Kampf des alten mit dem neuen Glauben, der selbst sogleich zum Gegenstand erbitterter Kontroversen wird: Soll die Reformation sich nur um geistliche oder auch um weltliche Belange kümmern? Strindberg zeigt auch, wie der religiöse Konflikt die privatesten Beziehungen (zwischen Mutter und Sohn, Mann und Frau) durchdringt und wie andererseits die weltlichen Herrscher versuchen, sich die geistige Sprengkraft des neuen Glaubens zunutze zu machen.


Zum Inhalt:
Ermutigt durch seinen Bruder Lars, lehnt sich Olof Pederson gegen die Dogmen der katholischen Kirche auf. In der Konfrontation mit dem mächtigen Bischof Brask erhält der abtrünnige Priester unverhofft Hilfe vom schwedischen König, der die reformatorische Bewegung aus machtpolitischen Gründen unterstützt. Doch er zahlt einen hohen Preis. Die eigene Mutter betrachtet ihn als Ketzer. Und sie ist nicht die Einzige, die unerschütterlich am alten Glauben festhält und Olofs junge Frau Kristina als Hure beschimpft. In ihrem Ehealltag erleben Olof und Kristina, wie schwer es ist, sich von den Zwängen konventioneller Rollenverteilung zu lösen: Von ihrem Wunsch, aktiv an dem geistigen Aufbruch teilzunehmen, fühlt er sich komplett überfordert. Aber auch von einer anderen Seite wird sein Weg ständig in Frage gestellt: Gert Buchdrucker, der ihm wie ein Schatten folgt, beharrt darauf, dass nicht nur die Macht der katholischen Kirche, sondern auch der Obrigkeit gebrochen werden muss, um wahre Freiheit zu erlangen. Schließlich muss Olof erkennen, dass der König ihn und die Reformation nur benutzt, um seine sehr weltlichen Interessen durchzusetzen: Durch die Entmachtung der katholischen Kirche und die Enteignung der Klöster kann er seine Stellung festigen und die Staatskasse sanieren. Neue Zwänge treten an die Stelle der alten. Olof lässt sich von Gert zu einem politischen Umsturzversuch verleiten, der kläglich scheitert. Zum Tode verurteilt, muss er noch einmal seinem Bruder Lars gegenübertreten, der ihn einst in seinem reformatorischen Eifer bestärkt hat, aber nun die Sache des Königs vertritt...

Wie bei früheren Projekten von Theater Fisch & Plastik wird das Publikum von Szene zu Szene geführt.

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